Vorwort
Zur
Vorbereitung dieser Tour habe ich viel im Internet gestöbert und Einiges
gefunden. Insbesondere die Beschreibung vorhandener Radwege war jedoch nicht
mehr aktuell.
Als Dankeschön an die Schreiber früherer Berichte und als
Anregung für interessierte Nachahmer nachfolgend mein Bericht. Ich möchte
auch allen nicht so sportlichen Radlern Mut machen. Ich selbst bin ein nicht
sonderlich sportlicher Büromensch Anfang Fünfzig (Das Bild oben wurde 10 Jahre
später aufgenommen :-) ).
Die Tour war wunderschön
und die Pässe waren bezwingbarer, als ich vorher dachte.
Ausgerüstet
war ich mit einem üblichen 24-Gang-Trekkingrad, einer Generalkarte Veneto/Friaul
(Maßstab 1:200.000) des Mairs Verlags und einer Satteltasche mit Kleidung und
10 Kg Gewicht. Die Profis werden lächeln, an die Anfänger mein dringender Rat:
Radtouren nur mit Radlerhose!! Bei einer früheren Tour hatte ich mir in Jeans
nach 30 km eine wunde Stelle geritten und das war gar nicht angenehm! Es müssen
keine Superhosen sein. Meine waren von Tchibo.
Die Tour
fand Ende August/Anfang September 2005 statt und hat inklusive Ruhetagen 16 Tage
gedauert. Die reine Fahrzeit betrug 8 Tage. Die Gesamtstrecke betrug 865 km.
2017 habe ich die Tour mit Komoot, einem
Navigationssystem für Wanderer und Fahrradfahrer, welches ich seit 2015
einsetze, nachgeplant und so kann man sich die Streckenabschnitte Brenner-Porec
und Venedig-Innsbruck durch
Anklicken ansehen. Die gefahrenen Kilometer weichen von den Plankilometern ab,
da ich die Strecke nachträglich erstellt habe. Anzumerken ist auch, dass Komoot
einen in Triest nicht über die Stadtautobahn fahren lässt, ebensowenig nach
Novigrad direkt über den Damm
am Meer. Auch konnte ich Venedig selbst nicht als Startpunkt nehmen, da die
Ponte della Liberta, also die Brücke zum Festland, offiziell wohl für Radfahrer
gesperrt ist und also auch Komoot keine entsprechende Route zulässt. Den Radweg
von Bozen nach Brixen gab es damals auch noch nicht. Ich habe dort die
Strecke aber nicht vom Radweg auf die Staatsstraße "rübergezogen".
Wer Interesse an
meinen anderen, ins Netz gestellten Touren hat, einfach zum Ende der Seite
scrollen
Landschaftsbeschreibungen
erspare ich mir weitgehend. Ich muss sicher nicht betonen, dass die Berge,
insbesondere die Dolomiten eine wunderschöne Gegend sind.
Auch die
italienischen Städte, insbesondere Udine und Triest hatten Ihre Reize. Mir
kommt es bei diesem Bericht primär auf die Beschreibung der Radstrecke an.
Ich
denke, der Bericht bleibt so auch übersichtlicher. Die Angaben hinter den
Ortsnamen sind Höhenmeter. (Anmerkung 2015: 2005 hatte ich noch keine
Digitalkamera!)
1.
Tag: Anreise zum Brennerpass, 1. Etappe bis Bruneck, 65 km
Ankunft am Bahnhof Brenner (1370) auf der italienischen Seite und los ging’s.
Zunächst
auf der Staatsstraße munter bergab bis Sterzing (948). Die Straße ist dank
paralleler Brennerautobahn nicht zu sehr befahren und man kann die meiste
Zeit auf der Standspur fahren. Einen Radweg gibt es hier noch nicht, er soll
aber im Bau sein.
In
Sterzing lohnt sich ein Abstecher in den Ort und ein Cappuccino in einem der
zahlreichen Cafès. Danach durch das untere Tor zurück über einen Kreisverkehr
auf die Staatsstraße Richtung Brixen fahren. Nach ca. einem Kilometer zeigt plötzlich
ein braunes Schild nach rechts den Beginn des Radwegs an, der zunächst an der
Eisack längs führt. Nun immer der Beschilderung folgen. Der Weg führt über
Nebensträßchen und asphaltierte Wirtschaftswege immer bergauf, bergab durch
die Dörfer Stilfs, Niederried, Pfulters, Auerhöfe,
Grasstein und Mittewald. Zwischendurch wird zweimal die Talseite gewechselt.
Nicht irritieren lassen, die Beschilderung ist okay. Nach dem Passieren des
Bahnhofs Franzensfeste heißt es dann etwas aufpassen!
Der Radweg geht kurz
darauf bergab und scheinbar rechts wieder bergauf weiter. Hier – oberhalb der Franzensfeste
- aber nicht mehr bergauf fahren, sondern links unter der Bahnunterführung
durch und runter auf die Brenner Staatsstraße. Hier fehlt zur Zeit noch eine
vernünftige Beschilderung für den Abzweig ins Pustertal!
(Anmerkung d. Verf. 2013: Inzwischen ist der Pustertalradweg ab
Franzensfeste beschildert)
Nach
ca. 200 m zeigt ein Wegweiser links nach Aicha. Dort abbiegen und auf der
alten Straße unterhalb der Festung vorbei nach Aicha und weiter nach Schabs
(800) fahren.
Man ist jetzt im Pustertal. Nun die Staatsstraße nach Bruneck möglichst
meiden und auf den alten Sträßchen weiter bis Mühlbach. Hier hatte ich
einen unfreiwilligen Stop, da ausgerechnet der Berggang Probleme machte. In Mühlbach
– natürlich ganz oben am Ortsrand – gab es allerdings einen Fahrrad- und
Eisenwarenhändler, der mir den defekten Zahn des Ritzels fachmännisch
zurechtgeschliffen hat. So konnte ich nach zwei Stunden weiterfahren.
Der Pustertalradweg
beginnt kurz nach Mühlbach (inzwischen ab Franzensfeste), man muss hier ca. 100 m Staatsstraße fahren,
direkt an der Mühlbacher Klause (Burgruine).
Von nun an immer der Beschilderung
folgen. Der Radweg geht meist an der Rienz oder der Bahnstrecke entlang. Immer
leicht bergauf, bergab durch Wiesen und Felder und fern jeglichen Verkehrslärms
der Staatsstraße. Man kann sich praktisch nicht verfahren und landet
automatisch in mitten in Bruneck (810). In Bruneck habe ich in einer Konditorei
geschlemmt, drei Stück Torte gegessen und vom Inhaber einen guten Übernachtungstipp
bekommen (Pension Garni Ragen, Ü/F 25,00 Euro). Bruneck ist eine hübsche Stadt
mit mittelalterlichem Stadtkern und Burg. Sehenswert!
2.
Tag: Bruneck – Cortina d´Ampezzo – Calalzo di Cadore , 98 km
Bei leichtem Regen Fortsetzung der Tour auf dem Radweg Richtung Toblach.
Zunächst geht es durch den Wald die Rienz entlang. Der Regen hat nach einer
Stunde aufgehört und mehr Regen hatte ich auf der ganzen Tour nicht. Später
immer am Hang lang, wieder einmal bergauf und bergab durch Ober- und Niederolang
bis Toblach (1250).
Kurz vor Toblach musste ich etwa zwei Kilometer nach Gefühl
weiterfahren. Die Staatsstraße ist dort neu gebaut worden und der Radweg wurde
offenbar dabei durchge-schnitten. Vermutlich ist das fehlende Stück aber bis nächstes
Jahr 2006 wieder ersetzt. Wieder auf dem Radweg angekommen ließ ich Toblach im
wahrsten Sinn des Wortes links liegen und bog nach rechts, pardon nach Süden,
ins Höhensteintal ab.
Die Dolomiten wachsen hier senkrecht aus der Erde und
sind entsprechend beeindruckend. Mittagspause dann am Toblacher See, dann weiter
auf der ehemaligen Eisenbahn-strecke Toblach-Cortina, immer bergauf. Die Strecke
ist nicht asphaltiert, aber so fest geschottert, dass sie für Radfahrer
problemlos zu befahren ist. Man passiert dort auch einen Soldatenfriedhof aus
dem ersten Weltkrieg. In dieser Gegend tobte damals ein schlimmer Gebirgskrieg
zwischen Österreich-Ungarn und Italien, nachdem sich Italien entschlossen
hatte, unter Aufgabe seiner Neutralität auf Seiten der Entente in den Krieg
einzutreten. Für Italien hat sich die Sache gelohnt, siehe Südtirol, Venetien
und Triest.
Die Soldaten hat damals natürlich wie immer keiner gefragt.
Auf der Strecke hat man an einer Stelle einen schönen Blick auf die Drei
Zinnen. Scheitelpunkt ist Cimabanche (1469). Von da an geht’s es nur noch
bergab, und zwar mit mehr Gefälle als auf der Strecke bis Cimabanche. Da kommt
Freude auf und so genießt man in einem Cafè in Cortina d`Ampezzo (1211) wieder
mal einen Cappuccino und ein Stück Torte. (Man gönnt sich ja sonst nichts!)
Cortina
selbst ist ein mehr oder weniger mondäner Alpenkurort und eigentlich nur im
Winter zum Skifahren interessant. Ich habe dann die Staatsstraße Richtung
Belluno gesucht und gefunden. Nun geht es kilometerlang durch das Torrentetal
nur bergab. Zunächst auf der Standspur der Staatsstraße. In absehbarer Zeit
wird der Radweg wohl in Cortina beginnen. Man sieht neben der Straße bereits
die entsprechenden Baustellen. Nach etwa fünf Kilometern (es können auch 10
gewesen sein) auf der Saatstraße und zwei bis drei Dörfern weiter beginnt plötzlich
links neben der Staatsstraße wieder der Radweg. Dieser Radweg ist ebenfalls
eine ehemalige Eisenbahnstrecke und zwar vom Feinsten, nämlich asphaltiert.
Auf
dieser ehemaligen Eisenbahnstrecke geht es dann, häufig durch – beleuchtete!
– Tunnel bis nach Calalzo di Cadore (806). Dort Übernachtung in einem Hotel,
relativ teuer (35,00 Euro) obwohl eigentlich keine Touristengegend mehr. Dafür
war die in der benachbarten Pizzeria – nur Einheimische –fast so groß
wie ein Wagenrad, schmackhaft und preiswert.
3.
Tag: Calalzo di Cadore - Udine , 135 km
Soviel
wollte ich an diesem Tag eigentlich gar nicht radeln. Dann stellte es sich aber
heraus, dass der Passo di Maurio doch nicht so schlimm war wie befürchtet und
dann lief es eben.
Aber der Reihe nach: Ich startete glücklich gegen 9.00 Uhr
nach dem Regen und fuhr über Domegge di Cadore (765), bergauf über Lorenzago
di Cadore hinauf zum
Passo della Mauria (1298). Jetzt nur noch auf der
Staatsstraße und – da enges Gebirge – häufig ohne Standspur. Da es von
Domegge bis zur Passhöhe nur etwa 8 km sind, geht es recht gut bergauf, aber es
geht wie gesagt besser als man denkt. Nach eineinhalb Stunden war ich oben.
Armstrong wäre sicher schneller, aber der ist auch besser im Training und womöglich
auch nicht ganz clean??? Mein Sprit war nur Wasser und oben auf dem Pass zur
Belohnung ein Tässchen ... na was wohl??? Fängt mit „C“ an.
Von nun
an geht’s bis Udine nur bergab.... dachte ich. Man fährt zwar weitgehend
durch das Tal des Tagliamento, aber die Straße geht immer am Berg längs.
So
fuhr ich zunächst bis Forni di Sotto (776) bergab, um dann bis zum Sella Corso
(900) wieder anzusteigen.
Erst
danach geht es bis Tolmezzo (323) im wesentlichen nur noch bergab. Kleinere
Buckel erwähne ich hier gar nicht mehr. Die Strecke führt immer noch durchs
Gebirge, ist entsprechend schön mit dem Flair italienischer Dörfer. Wichtig:
Ich bin diese Strecke an einem Sonntag gefahren! Es war bis kurz vor Tolmezzo
praktisch kein nennenswerter Verkehr. Für Werktage will ich hier aber keine
Hand ins Feuer legen!
Auf der
Höhe von Tolmezzo habe ich die Staatsstraße wegen des zunehmenden Verkehrs
fluchtartig verlassen und bin auf Nebenstrecken über Cavazzo, Trasaghis, Buia,
Colloredo, Pagnacco nach Udine (113) gefahren. Die Zimmersuche in Udine
gestaltete sich etwas schwierig, da es schon 20.00 Uhr abends war. Schließlich
fand ich in der Stadt doch noch eine ordentliche Hotelunterkunft für 40,00 Euro
(ohne Frühstück). Die Stadt gehörte mal zum venezianischen
Herrschaftsbereich. Die Bauten sind eindrucks-voll und das italienische
Nachtleben auf den Plätzen der Stadt lässt sich genießen.
4.
Tag: Udine - Triest , 85 km
Radfahrtechnisch
ist die Strecke jetzt nicht mehr anstrengend. Das steilste Stück ist
netterweise unmittelbar vor Triest. Auf der Landkarte ist es nicht zu erkennen,
aber die Küstenstraße geht dort erst mal ca. 100 m immer am Hang entlang nach
oben, bevor man dann mit einem wunderschönen Blick aufs Meer bergab über
entlang der kilometer-langen Strandpromenade nach Triest hineinradelt. Aber der
Reihe nach:
Die
Wegbeschilderung in den italienischen Städten ist nicht so toll. Man muss also
suchen, bis man die Nebenstrecke nach Pradamo aus Udine heraus findet. Von dort
immer auf Nebenstrecken weiter nach Buttrio, Manzano, Cormos, dann zurück auf
die Staatsstraße 56 nach Sagrado am Fluss Isonzo. Der ist recht sauber
(sah zumindest so aus!), breit
und hat viele Kiesbänke und lädt förmlich zu einer gemütlichen Mittagspause
ein. Viele Einheimische sehen das dort auch so. Weiter nach Monfalcone und dann
– siehe vorher – immer bergauf bis zur Abfahrt in die Stadt Triest (2).
5.
Tag: Pause Triest
Triest ist einen Aufenthalt wert. Das Übernachtungsproblem löste ich mit Hilfe
des Internets. In der Via Roma 13, im Zentrum der Stadt, gibt es ein Nuova
Albergo Centro.
Zunächst war ich etwas erschrocken, als ich vor einem ziemlich
renovierungsbedürftig aussehenden Gebäude aus der K&K-Zeit stand. Es
stellt sich dann heraus, dass das Albergo eine umgebaute große Wohnung im
ersten Stock war und einen ordentlichen Eindruck machte, aber belegt war. Einen
Stock höher war dann noch ein Hotel, dessen Namen ich vergessen habe. Es war
ebenfalls eine Art Discount-Hotel, d.h., alles war ordentlich renoviert, sauber
und sehr schlicht möbliert. Da die Zimmer zum Innenhof gehen, wird man nicht
durch Straßenlärm gestört. Das Frühstückszimmer (Frühstück muss man
mitbringen) hat einen Cafèautomaten und einen Kaltgetränkeautomaten. Dusche
und WC sind auf dem Gang, aber ebenfalls sauber. Das Ganze kostet 30,00 Euro und
ist somit für Triester Verhältnisse preisgünstig.
Die
Hafenfront des alten Hafens ist beeindruckend, die hinteren Gassen sind wie so
oft je nach Sichtweise als romantisch oder stark renovierungsbedürftig zu
bewerten.
Wer an Geschichte interessiert ist, muss das Castello Miramare
besichtigen. Der Bruder des österreichischen Kaisers Franz Josef, Erzherzog
Maximilian ließ sich das Schlösschen als repräsentativen Wohnsitz direkt am
Meer bauen. Er war Kommandeur der österreichischen Flotte (man glaubt es heute
kaum) und beging den Fehler,
sich zum Kaiser von Mexiko berufen zu lassen. Das bekam ihm gar nicht. Er wurde
1867 in Mexiko erschossen und hat den Endausbau seines Miramare nicht mehr
erlebt.
Die Strandpromenade zwischen dem Miramare und der Innenstadt ist sehr
schön und einen Badestop wert. Abends ist wie in allen italienischen Städten
Leben auf den Straßen und Plätzen.
Wer will kann in und um Triest Einiges
besichtigen.
6.
Tag: Triest - Porec , 86 km
Gut
ausgeruht ging es Richtung Porec in Kroatien weiter. Beim Versuch, die
Ausfallstraße nach Muggia und weiter die Straße zur slowenischen Grenze zu
finden, fuhr ich aus Versehen ein Stück auf der Stadtautobahn. Ein
Polizeifahrzeug bzw. dessen Carabinieri machten mich darauf aufmerksam. Ich habe
mich dann mit „scusi, mi molto scusi“ entschuldigt und die Autobahn
fluchtartig an der nächsten Ausfahrt verlassen. Die Carabinieri meinten zwar,
ich solle die Autobahn sofort verlassen. Das war aber absolut unmöglich, da ich
an dieser Stelle auf einer Hochbrücke über dem Industriehafengelände war und
die Leitplanken etwa eineinhalb Meter hoch waren!
Merke: Aufpassen beim
Verlassen der Stadt! (ging aber anderen Radlern auch schon so!)
Über
Nebenstrecken, fährt man dann an Coper (10) vorbei und weiter nach Dragogna
zur
kroatischen Grenze. Die Strecke war recht hügelig und der Passaufstieg nach
Coper hatte fast schon wieder Alpencharakter, zumal die Temperatur bei ca. 25 C
im Schatten lag.
Nach
der kroatischen Grenze ging es dann über hügelige und ruhige Nebenstrecken
weiter nach Buje (222), Brtonigla (141) und dann runter zur Küste nach
Novigrad (4).
Von dort sind es nach Porec (2) dann noch 15 km, immer an der Küste
lang.
7. Tag
– 11. Tag: Pause Porec
In
Porec, genauer gesagt auf einem Campingplatz in der Nähe (Plava Laguna) habe
ich bei meiner Familie, die vorausgefahren war, Strandurlaub gemacht. Man kann
allgemein festhalten, das der Platz bezüglich Infrastruktur und Sauberkeit 1 a
war. Keine Spur mehr vom sozialistischen Mief, der im früheren Jugoslawien aber
auch damals schon nicht so schlimm war. Das Essen in den dortigen Lokalen ist
gut und preiswert. Im Gegensatz zur italienischen Adriaseite stimmt das
Preis-Leistungs-Verhältnis und man wird als Tourist nicht ständig geneppt.
Ursprünglich
wollte ich mit dem Fahrrad nach Triest zurückfahren und von dort mit dem Zug
nach Hause fahren. Das ist in Italien aber ein Problem. Die italienische
Eisenbahn verlangt nämlich in den Fernzügen, dass man sein Fahrrad verpackt,
also quasi wie Gepäck aufgibt. Ich wollte diesen Unsinn nicht glauben, habe mir
dies aber am Hauptbahn-hof in Triest bestätigen lassen.
Da die
Hintour so gut gelaufen war, beschloss ich, bis Innsbruck zurückzuradeln. Nun
ist insbesondere die Fahrt von Triest bis Venedig nicht so interessant.
Dankenswerter Weise liefen auf dem Campingplatz ständig Vertreter rum, die
Tagesausflüge nach Venedig anboten. Ich habe dann einfach einen solchen
Tagesausflug gebucht und sogar nur die einfache Fahrt bezahlt.
12.
Tag: Überfahrt nach Venedig
Morgens
um 7.00 Uhr abfahrt vom Campingplatz nach Porec. Dort Einschiffung und Ankunft
in Venedig ca. drei Stunden später. Das Fahrrad samt Gepäck kann man an der
Gepäckaufbewahrung im Hafengebäude gegen ein geringes Entgelt deponieren.
Anschließend bin ich zunächst noch mit meinem Fremdführer und meiner Gruppe
bis zum Markusplatz gewandert, habe mir dort noch einiges erklären lassen und
mich dann abgesetzt. Venedig ist und bleibt einfach fantastisch! Die
Touristenmassen am Markusplatz und an der Rialtobrücke muss man in Kauf nehmen.
Sobald man aber nur wenige Meter von der Hauptroute abweicht, kann man die Stadt
genießen. Tipp: 24-Stunden-Karte der Stadtwerke (ACTV) kaufen (ca. 11.00 Euro).
Man kann dann nach Lust und Laune durch sämtliche Kanäle schippern. Nachts bin
ich den Canale Grande zweimal rauf und runter gefahren. Das Hotel war dann trotz
der Filmfestspiele kein Problem. Der Geheimtipp – jetzt ist es natürlich
keiner mehr – liegt völlig versteckt auf der Isola Guidecca in der Nähe der
Fondamento Pallada. Der Name fällt mir leider nicht mehr ein. Gefunden habe ich
das Hotel mit dem Hotelverzeichnis de Touristeninformation. Dort ist es in der
Sparte Jugendhotels vermerkt. Es handelt sich aber um keine Jugendherberge,
sondern ein reguläres Hotel, -nur Übernachtung- in einem Neubau mit Zimmern
mit Dusche und WC und guter üblicher Einrichtung, also kein Schlichthotel wie
in Triest. Der Preis betrug 35,00 Euro, für Venedig geschenkt!
13. Tag: Venedig – Caldonazzo, 152 km
Am nächsten
Morgen Aufbruch zum Festland. Dazu musste ich zunächst mal von der Isola del
Guidecca wieder rüber zur Hauptinsel. Der Bootsführer der Fähre hat mich dann
schon an der ersten Haltestelle hinauskomplimentiert und mir etwas erklärt, was
ich erst später verstanden habe. Eigentlich durfte es mich als Radfahrer in
Venedig nämlich gar nicht geben, da Fahrradfahren dort verboten ist. Das habe
ich aber erst später im Internet gelesen :-). Am Beginn der ca. 3 km langen Brücke von Venedig
nach Mestre (3) habe ich überlegt, wie ich nun am besten auf´s Festland
komme:
Die
Eisenbahnschienen waren für Radfahrer wohl nicht geeignet. Die Straße war zwar
noch nicht zu befahren, aber es gab keine Standspur. Da kam mir vom Festland auf
der einzigen Fußgängerspur entlang des Brückengeländers neben der
vierspurigen Fahrbahn ein Radfahrer entgegen. Na prima dachte ich, das ist es!
Die Überfahrt zum Festland war dann auch problemlos, die Überraschung erfolgte
am Festlandende der Brücke: Mit der Brücke hörte auch der Weg auf! Nicht
einmal ein Trampelpfad ging durch das Gebüsch Richtung Mestre! Ich habe also
beobachtet, wie lang die Pausen zwischen den jeweiligen Verkehrswellen auf der
Gegenfahrbahn von Mestre her dauern und bin dann in einer Pause todesmutig unter
Überwindung zweier Leitplanken samt Fahrrad und Gepäck über die Gegenfahrbahn
zu meiner Fahrbahn gehechtet! Die Brücke wurde noch unter Mussolini gebaut.
Ich vermute mal, dass damals kaum Autoverkehr herrschte.
Die
Fahrt geht dann am Zentrum von Mestre vorbei nach Castelfranco (142). Mit Hilfe
der Generalkarte sucht man sich Nebensträßchen, die durch Martellago, Scorze,
Trebaseleghe, Piombimo und Resana führen. Fahrradwege gibt es hier so gut wie
keine, aber die Nebenstraßen sind mit dem Rad gut befahrbar. Castelfranco hat,
wie der Name schon vermuten lässt, einen Stadtkern mit einer Burg. Ein schönes
Städtchen und ideal geeignet für eine Pause und eine Besichtigung. Danach
weiter nach Bassano del Grappa (130). Bassano ist ebenfalls recht hübsch und
hat eine berühmte Holzbrücke über die Brenta. In Bassano heißt es aufpassen,
um die Nebenstrecke ins von hier ab wieder gebirgige Brentatal zu finden. Man fährt
im Ort Richtung Vincenca, überquert dabei die normale Straßenbrücke über die
Brenta (rechts davon liegt die besagte Holzbrücke) und biegt sofort das nächste
Sträßchen rechts ab. Anschließend nach Gefühl immer parallel zum Fluss und
leicht bergauf radeln. Man gelangt dann fast von selbst auf die alte Straße
durch das Brentatal, die (flußaufwärts gesehen) links der Brenta entlang
führt.
Nun tauchen auch kleine braune Schilder mit dem Radwegsymbol auf. Es
geht nun etwas mehr bergauf, aber es bleibt gemütlich. Man durchquert
verschieden kleine Dörfer wie z.B. Campolongo oder oder Costa. Immer wieder
taucht das kleine braune Radwegschild auf. Einige Kilometer nach Costa wird man
zunächst über die Brenta – kleine Holzbrücke – geleitet, fährt dann ein
Stück auf dem Damm der Brenta entlang und landet an der Straße Richtung Rocca
bzw. Arsie. Der Wegweiser will einen hier den Berg hinauf führen und dann
wieder runter. Das Tal ist nämlich so eng, dass hier nur die vierspurige
Schnellstraße Platz hat. Ich hatte aber keine Lust auf die Bergtour und
beschloss, mich auf der Standspur der Schnellstraße durch die Talenge zu
mogeln. (Ich hatte ja Autobahnerfahrung!) Ich war keine 200 m auf der Straße,
da lag recht ein großer Parkplatz, von dem eine Unterführung zum auf der
anderen Straßenseite gelegenen Gasthaus führte. Was aber sah mein Radlerauge
hinter dem Gasthaus auf dem jenseitigen Ufer der Brenta?... einen höchst verdächtigen
geteerten Weg! Es stellte sich heraus, dass die Ragazzis ab hier einen prima
Fahrradweg gebaut hatten, der nur noch nicht ausgeschildert war. Es steht zu
vermuten, dass die zwei bis drei Kilometer, die flussabwärts fehlen, demnächst
fertiggestellt werden. (Anmerkung 2017: Inzwischen ist der Radweg durchgehend!) Von hier bis Caldonazzo (480) führt nun ein 1a
Fahrradweg durch das Brentatal bzw. Val Sugana. Entweder auf einer eigenen
Trasse, oder unter Einbeziehung von Nebensträßchen und geteerten
Wirtschaftswegen. Auch die Beschilderung ist ab hier wieder in Ordnung.
Der Weg
führt meistens an der linken Talseite mehr oder weniger in Hanglage längs. Das
einzige Städtchen, das man auf der Strecke durchquert ist Borgo (385). Leider
gab es dort kein Hotel (Anmerkung 2017: Gibt es doch!), also bin ich bis Caldonazzo am gleichnamigen See
oberhalb Trients durchgefahren.
Zusammengefasst
kann man sagen, dass die Tour von Bassano bis Caldonazzo nicht sehr anstrengend
und ein echter Geheimtipp ist. Meiner Ansicht nach machen die Italiener mit den
Radwegen, die sie schon haben, hier viel zu wenig Werbung im Internet.
Auch
der schöne und praktisch vollendete Pustertalradweg ist (war?) noch ein Geheimtipp.
14. Tag
Caldonazzo - Klausen 120 km
Ab
Caldonazzo ging es entlang des linken Ufer des Sees durch Pergine (480) nach
Vigalzano. Man kann dann nicht direkt hinunter nach Trient fahren, da das Tal
wieder so eng wird, dass nur die vierspurige Schnellstraße Platz hat. Ein
Verbotschild verbietet Radfahrern ausdrücklich das Fahren auf der Schnellstraße
und der Verkehr ist auch erheblich.
Man fährt dann rechts oberhalb der
Schnellstraße den Berg nach Villa Montangna hoch und dann geht es als Belohnung
für den steilen Aufstieg flott hinab nach Trient (194). Trient ist eine alte
Bischofstadt mit schöner Altstadt und einen Besuch wert. Ich habe mal wieder
eine Konditorei besucht, um mich dann auf den Weg zur Etsch zu machen.
Ab dort führt
der Radweg nach Bozen in der Regel auf dem rechten oder linken Flussdamm
entlang, ist gut ausgeschildert und gemütlich. Flussabwärts führt die
Radstrecke bis Verona. Bozen (262) ist die Hauptstadt der autonomen
Provinz Südtirol. Der italienische Staat meidet das Wort Südtirol noch heute
krampfhaft und nennt die Provinz „Alto Adige“, also „obere Etsch“. Bozen
selbst hat aufgrund der Italienisierung des frühen 20. Jahrhunderts einen
gemischt tirol-italienischen Charakter und ist in der Innenstadt sehenswert. Ötzi
liegt im dortigen Museum in einer Tiefkühlkammer und kann durch Glasscheiben
bestaunt werden. Ich halte das Ganze eher für geschmacklos und Störung der
Totenruhe. Das Museum ist davon abgesehen aber sehr gut gemacht und zeigt sehr
anschaulich die Besiedlungsgeschichte Südtirols seit der Steinzeit. Beim
Passieren Bozens entlang der Etsch kommt man direkt am Bozener Freibad vorbei. Für
mich eine willkommene Gelegenheit, dort eine Abkühlpause zu machen. Einige
Kilometer nach Bozen endet der ausgebaute Radweg leider.
Ob man
will oder nicht, von hier geht es bis zur Franzensfeste fast nur auf der
Standspur der Staatsstraße weiter. Es wird aber bereits am Radweg gebaut.
Er
wird auf dem ehemaligen Eisenbahndamm verlaufen, der im Eisacktal längs führt
und durch viele Tunnels führt. Wenn dieser Weg fertig ist, wird die
Strecke ein echtes Sahnestück für Radwanderer werden. (Anmerkung des
Verfassers 2011: Inzwischen gibt es die Radstrecke!)
Da der
Hauptverkehr über die parallel laufende Brennerautobahn läuft, hält sich die
Belastung durch den Autoverkehr in Grenzen. Das ist auch nötig, den ab Bozen
geht es doch wieder deutlich bergan. Klausen (525) liegt doch schon deutlich höher
als Bozen und nach 120 km hatte ich keine Lust mehr zum Weiterradeln. In einem
Hotel dort habe ich abends die leckere Südtiroler Küche verkostet. Kurz vor
Klausen begann übrigens wieder der Radweg.
15.
Tag: Klausen – Innsbruck 100 km
Von
Klausen bis kurz vor Brixen ging es auf dem Radweg weiter. Danach wieder
Staatsstraße. Brixen hat einen Dom und eine sehenswerte Altstadt, die ich aber
schon von früher kannte. Sicherheitshalber erkundigte ich mich am Bahnhof in
Brixen, ob Bummelzüge zum Brenner in Franzensfeste und Sterzing halten. Dies
war der Fall. Mit dieser Gewissheit im Rücken ging es dann auf der Staatsstraße
weiter bis Franzensfeste, ab da auf dem Radweg bis Sterzing (Wegbescheibung
siehe 1. Tag). Von Sterzing bis Gossensass wollte ich noch mal eine Nebenstrecke
ausprobieren. Diese ging am linken Talhang recht heftig nach oben. Na ja, man
war ja bergerfahren.... Dafür ging es dann nach Gossensass wieder in einem
tollen Tempo nach unten. In Gossensass habe ich noch mal die Südtiroler Küche
genossen und mit vollem Bauch und einem Südtiroler Viertele gestärkt (??) den
Anstieg zum Brennerpass auf der Staatsstraße in Angriff genommen. Wenn man weiß,
dass dies der letzte Berg ist, macht man auch das noch.
Oben
auf dem Brenner ließ ich mich dann vor dem Ortsschild fotografieren, um dann
munter hinab nach Innsbruck zu radeln. Das einzige was störte, waren die
Wohnwagen-gespanne, derentwegen man häufig abbremsen musste.
Bei der
Fahrt stellte ich fest, dass es eine gute Idee war, auf der Hinfahrt mit dem Zug
bis zum Brenner zu fahren. Die österreichische alte Bundesstraße ist nämlich
schmaler als die italienische Staatstraße auf der anderen Seite der Grenze und
hat in der Regel keine Standspur.
So
liebe Radtourgemeinde, das war mein Bericht. Auf Fotos und sonstiges schmückendes
Beiwerk habe ich verzichtet ( Anmerkung d. Verf. 2013: Ich hatte damals noch
keine Digitalkamera!). Ich hoffe aber, das für Interessierte der eine
oder andere nützliche Hinweis dabei war.
Wer mir
etwas zu dieser Seite schreiben will, kann gerne eine
Email senden.
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